Leon Draisaitl: Ich bin ein richtiger kölscher Junge

Leon Draisaitl, Sohn des Ex-Hais Peter Draisaitl, und hoffnungsvollstes deutsches Talent auf dem Sprung in die NHL, hält sich zurzeit in Köln auf und trainiert mit dem DNL-Team der Haie. Ivo Jaschick interviewte Leon und stellte uns das Interview freundlicherweise zur Verfügung.  

Köln – Prince Albert und zurück

Nachdem Sie mit Ihren Prince Albert Raiders in den Playoffs der amerikanisch/kanadischen Juniorenliga WHL (Western Hockey League) ausgeschieden sind, halten Sie sich hier in Ihrer Heimat bei den Kölner Haien fit! Sie leben dort Ihren Traum! Ja, das kann ich nur bestätigen – vor dem Draft hatte ich nicht viel Kontakt mit der Canadian Hockey League (CHL – besteht aus der WHL, OHL & QMJHL), aber nach diesem ersten Jahr kann ich doch ruhigen Gewissens sagen, dass es die richtige Entscheidung war für die Raiders zu spielen. Direkt nach dem Bekanntwerden wohin mein Weg führt, war ich von der Richtigkeit meines vorgezeichneten Weges nämlich noch nicht so ganz überzeugt gewesen. Sie wurden an zweiter Stelle im CHL-Draft nach Saskatchewan geholt, eine Ehre, die noch nie einem Deutschen vor Ihnen zuteilwurde. Sie haben den ersten Draft also schon hinter sich – er läuft doch genauso ab, wie in der NHL? Ja, ich fühle mich schon geehrt – es ist eine große Ehre für mich, dass so viel Vertrauen in mich gesetzt wird. Das einzige Manko, das diese Ehre mit sich bringt, ist, dass zugleich Druck von außen – Verein, Zuschauer, Presse – als auch von innen – mein eigener Erfüllungsdruck – aufgebaut werden kann. Zum zweiten Teil Ihrer Frage: der Draft in der CHL läuft genauso ab wie in der NHL, bis auf die Tatsache, dass hier weniger Runden sind. Und war der Erwartungsdruck, dem Sie – ich glaube, ich kann mit Recht sagen – sehr gut standgehalten haben, nicht sehr groß und haben Sie diesen erfüllt? Ja, durch die hohen Erwartungen war schon so etwas wie ein Druck zu spüren. Man wird ja nicht umsonst an einer der vordersten Stellen gezogen. Die Zuschauer und Fans wollen dann natürlich einiges sehen und das will, soll erfüllt werden. Ich denke schon, obwohl es von mir sehr schwer zu sagen ist, dass ich die in mich gesetzten Erwartungen der Zuschauer, Mannschaftskameraden und Vereinsverantwortlichen weitestgehend zufriedengestellt habe. Dies habe ich jedenfalls den Reaktionen der Leute entnommen! Was sagen Sie über den Memorial Cup, den Stanley Cup der Junioren? Wie Sie es bereits sagten, er ist der Stanley Cup der Junioren und von daher ist er das Größte, was man in diesem Alter erreichen kann. Konrad Abeltshauser hat in diesem Jahr mit seinen Halifax Mooseheads (Meister der Quebec Major Junior Hockey League – QMJHL) dieses große Ziel erreicht. Dazu kann ich ihm nur gratulieren! Nachdem Sie jetzt Ihr erstes `Lehrjahr´ in der WHL hinter sich haben, wie sieht Ihr Fazit aus? Man könnte sagen, ich schwebe auf `Wolke 7´. Ich bin völlig zufrieden und es macht richtig Spaß! Auf der anderen Seite ist es aber auch etwas vollkommen anderes, der Spielstil und das Leben an sich – aber es bereitet richtiggehend Freude! Durch die kleinere Eisfläche wird das Spiel zwangsläufig ein wenig anders – alles geht viel schneller und körperbetonter – es bleibt kaum Zeit Entscheidungen zu treffen. Aber alles ist eine Sache der Gewöhnung – nach relativ kurzer Zeit hatte ich diese Dinge verinnerlicht. Das Leben in den Weiten Saskatchewans kann man selbstverständlich nicht mit dem Leben in der Millionenstadt Köln vergleichen. Wie sieht denn das Leben in PA aus? Für jemanden, der in einer Metropole wie Köln geboren und groß geworden ist, ist es schon ein gewisser „Kulturschock“, wenn man aus einer Millionenstadt – und dann auch noch Köln – in eine vergleichsweise kleine Provinzstadt in Saskatchewan kommt. Es ist ein anderes Leben, alles ist ruhiger. Wir haben dort aber auch alles, was das Herz begehrt, machen sehr viel als Team gemeinsam, sind ab und zu im Kino – aber das Eishockey beherrscht unser Leben. Sind Sie eigentlich ein Einzelkind? Nein, weder hier noch dort! Hier ist es meine größere Schwester Kim und in Prince Albert habe ich einen „Bruder“ unter meinen Mannschaftskameraden – Shane Danyluk. Ich bin also auch dort nicht allein. Die Kinder meiner Gasteltern sind schon etwas älter und bereits aus dem Haus. Sie erwähnten gerade, dass Sie ein Kölner sind, haben aber die letzten Jahre vor Ihrem Abflug nach Kanada als Adler in Mannheim verbracht! Ich bin eigentlich ein richtiger kölscher Junge. Ich bin hier geboren, ich bin hier aufgewachsen und ich habe hier das Eishockeyspielen gelernt. Ich habe die ersten Etappen meiner Eishockeykarriere bei den ‚kleinen‘ Haien verbracht, bin aber im Alter von 13 Jahren nach Mannheim gegangen und habe dort meinen Weg fortgesetzt. Wenn mich aber irgendjemand fragt, sage ich, dass ich aus Köln komme. Peter Draisaitl, Ihr Vater, ist jetzt der erste deutsche Trainer in Tschechien – können Sie das kommentieren? Auf jeden Fall freut es mich! Es ist mal ganz etwas anderes. Das Spiel unterscheidet sich etwas vom hiesigen, die Mentalität der Menschen ist eine andere. Für meinen Vater ist es eine große Herausforderung, aber auch eine Erfahrung, die ihm nicht zum Nachteil werden wird. Er war ja selber mehrfacher Nationalspieler und erfolgreicher Trainer – kommen da schon mal gutgemeinte Verbesserungsvorschläge? Tipps bekomme ich immer, wenn ich danach frage! Er baut aber überhaupt keinen Druck auf! Er äußert sich nur, wenn ich auf ihn zukomme, ihn um Rat bitte. Das, was er mir dann als Ratschlag mit auf den Weg gibt, kann ich immer sehr gut gebrauchen. Er war ja als Aktiver auch nicht allzu schlecht und daher weiß er schon, was er sagt. Also: Null Druck – aber wenn ich etwas brauche, ist er da! Sie streben an, in die Fußstapfen Ihres Vaters zu treten – frei nach dem Sprichwort: Wie der Vater, so der Sohn! Klar, mein Vater ist mein Vorbild und ich versuche, auch das zu erreichen, was mein Vater in seiner langen, erfolgreichen Karriere geschafft hat. Natürlich geht mein Streben aber trotzdem noch nach Höherem – nach einer langen und erfolgreichen NHL-Laufbahn. Sie stehen in der WHL im Fokus der NHL Scouts – im nächsten Jahr kommen Sie in den NHL Draft! Hätten Sie einen Lieblingsverein? Durch den Draft kommt es erst gar nicht zu der Situation, dass ich mich für einen Verein entscheiden könnte. Sollte es soweit kommen, dass ich gedraftet werde, wäre ich überglücklich, überhaupt in der NHL angekommen zu sein. Meine Lieblingsmannschaft in der NHL ist aber seit je her das Team der Detroit Red Wings! Also hätte ich nichts dagegen, ein >Red Wing< zu werden! Oder der Süden? Kalifornien oder Florida? Alles hat seinen Reiz – wenn die NHL ruft, macht es keinen Unterschied, wo ich hinkomme! Vielen Dank für das nette Gespräch!


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